Ungewohnt still war es in den letzten Wochen im Ekhof-Theater im Westturm von Schloss Friedenstein. Um so mehr rumorte es in der Etage darüber. Anfang 2024 hatte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) in Vorbereitung auf Sanierungsarbeiten die Räume über der Theaterdecke zur Sanierungsvorbereitung von jüngeren Einbauten befreien lassen. Als dann im März die Statik- und Holzfachleute die freigelegte Baukonstruktion in den Blick nahmen, gab es keine Alternative: sperren und sichern!
Über der Kassettendecke des Ekhof-Theaters bot sich ein bedenkliches Bild. Die Auflagerbereiche der Deckenbalken waren morsch, und eine quer durch das zweite Obergeschoss eingezogene Fachwerkwand hatte keine funktionierende Lastableitung auf die Außenwände. Schuld daran waren Organismen wie Hausschwamm und Schädlinge. Die über lange Zeit nicht richtig funktionierende und überlastete Holzkonstruktion hatte zu Verformungen geführt. Das konnte auch für die sehr weit spannende Decke des Zuschauerraums nicht ohne Folgen blieben.
Für das unumgängliche Handeln war wenig Zeit, denn bis zum Beginn des Ekhof-Festivals am 1. Juni sollte das historische Theater wieder nutzbar sein. „Eine einfache Lösung gab es dafür nicht“, erklärt Sabine Jeschke, Baureferentin der STSG auf Schloss Friedenstein. „Das Planungsteam musste in Windeseile mehrere Varianten durchrechnen und auf Tauglichkeit prüfen.“ Realisiert wurde schließlich eine Sicherungskonstruktion mit Stahlträgern für die Zwischenwand, auch die Balkenauflager wurden verstärkt. Die Lasten werden nun wieder auf die Außenwände gelenkt. Zusätzlich wurden noch die Ausfachungen der Fachwerkwand entfernt, um die Lasten zu reduzieren. Die Kassettendecke des Saals ist damit wieder sicher.
Die problematische Wand ist aus heutiger Sicht ein früher Umbaufehler. Im 1736 war der vormaligs geräumige Saal im zweiten Obergeschoss damit unterteilt worden. Der Saal hatte bis zum Einbau des Theaters als Komödiengemach, danach für einige Jahre als “Auditorio Musico”, als Musiksaal, gedient. Durch die Unterteilung sollten Wohnräume für Herzog Friedrich III. entstehen. Beim Umbau wurden offensichtlich die Tragfähigkeit und die statische Idee der ab 1643 entstandenen Baukonstruktion nicht gründlich analysiert und berücksichtigt – nicht das einzige Vorgehen dieser Art im Schloss.
Das Ekhof-Theater ist nun wieder sicher begehbar. „Ich danke allen, die diese anspruchsvolle Maßnahme unter Zeitdruck umgesetzt haben“, würdigt STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer den Kraftakt. „Die Projektsteuerung bei uns im Haus, die beauftragten Planer und Statiker und die mit Fingerspitzengefühl ausführende Baufirma – alle haben verantwortungsvoll und wie ein Uhrwerk zusammengearbeitet. Nur so konnten wir die wirklich knappe Zielmarke Ekhof-Festival halten.“
Die Arbeiten stehen im Zusammenhang mit dem Sanierungsprogramm der STSG für Schloss Friedenstein mit einem Volumen von 110 Millionen Euro, je zur Hälfte gefördert von Bund und Land.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten