Manchmal führen gründliche Bauuntersuchungen zu akutem Handlungsbedarf. Das ist vor allem bei Statikern so. Stellen sie an einem Bauwerk Schwächen fest, müssen sie Alarm schlagen. 2018 traf es das Orangenhaus in der Orangerie, dessen Dachkonstruktion inzwischen notgesichert wurde. Nun musste der gesamte Ostturm vorübergehend gesperrt werden – verbunden mit erheblichen Einschränkungen, die möglichst nur von kurzer Dauer sein sollen.
Anlass zur akuten Sperrung gaben statische und materialtechnische Untersuchungen der jüngsten Zeit. Sie zeigten, dass die Gewölbepfeiler im Kellergeschoss stark überlastet sind. Das liegt vor allem an nachträglichen Einbauten und Veränderungen in den Geschossen darüber, die das ursprüngliche statische Gefüge des Turms aus der Mitte des 17. Jahrhunderts beeinträchtigt haben. Der älteste dieser Eingriffe ist eine zusätzliche Innenwand, die schon 1684/85 eingezogen wurde. Später kamen Einbauten unter anderem für die Bibliotheksnutzung hinzu.
Die unumgängliche Sperrung bedeutet, dass die im Turm lagernden Bücherbestände der Forschungsbibliothek Gotha vorübergehend nicht genutzt werden können. Deshalb beginnt nun sehr zügig die Notsicherung der schwächelnden Pfeiler. Wenn sie wie geplant bis Ende Juni gelingt, kann der Turm wieder begangen werden. Die aktuellen Maßnahmen schaffen aber nur eine vorübergehende Lösung. Die umfassende Sanierung des Ostturms ist nötig und wird derzeit geplant. Wenn sie beginnt, werden wiederum statische Aufgaben an der komplizierten Turmkonstruktion im Mittelpunkt stehen.
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten