Als Ausdruck protestantischen Selbstverständnisses ist die Schlosskirche im Nordflügel von Schloss Friedenstein zu verstehen. Von einer mit herrschaftlichen Insignien und Bildern ausgestatteten Loge aus konnte der Herzog den Gottesdiensten folgen. Er war nicht nur Landesherr, sondern stand auch als Landesbischof der Kirche seines Territoriums vor.
Gegenüber der Loge sind an der Ostseite Altar, Kanzel und Orgel in einer vertikalen Achse angeordnet – Abendmahl, Verkündung des Wortes und die Musik sind sinnbildlich zusammengeführt. Eingefasst ist der Kanzelaltar von einer hölzernen, reich verzierten Altarbalustrade in zwei Teilen. Seit der Neuausstattung der Kirche im späten 17. Jahrhundert wurden die Farbfassungen von Decke, Säulen, Emporen Altar und eben auch die der Altarbalustrade mehrmals renoviert und dabei auch verändert. Auch die jüngsten Farbschichten haben inzwischen an Glanz verloren und gelitten – ganz besonders auffällig an der Altarbalustrade.
Für deren Restaurierung sammelt der Freundeskreis Schloss Friedenstein Gotha e.V. seit 2020 Spenden – und beweist einen langen Atem. Denn die ramponierte Balustrade konnte nicht ohne Umschweife in die Kur genommen werden. Zuvor musste die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten den ganzen Kirchenraum untersuchen. Schließlich soll sich das Ergebnis in das Ganze einfügen und auch dann noch Bestand haben, wenn später einmal weitere Teile der Ausstattung restauriert werden.
Auf Farbfassungen untersucht wurden deshalb zum Beispiel der Kanzelaltar, aber auch die Stuckdecke, die Emporen und die Herrschaftsloge. Anhand von Archivrecherchen konnten die Befunde den Gestaltungsphasen der vergangenen Jahrhunderte zugeordnet werden. Erst auf dieser Grundlage war es möglich, ein solides Farbkonzept für die Balustrade zu erstellen.
Dann konnte es losgehen, die bis 2022 gesammelten Spenden in Höhe von fast 15.000 Euro kamen zunächst an der linken Hälfte zum Einsatz. Die beauftragte Restauratorin Sintja Bitter reinigte in ihrer Werkstatt sorgfältig die Oberflächen der linken und versah sie behutsam mit einem neuen Anstrich. Neben den geschnitzten Reliefs und Balustradenfüllungen kommen nun auch die großen aufgesetzten Granatäpfel mit ihrem vergoldeten Inneren wieder zur Geltung, ohne dass die Alterserscheinungen übertüncht sind.
Für kurze Zeit stand dann der restaurierte Teil der Balustrade neben dem noch unrestaurierten. Der Freundeskreis war unterdessen nicht untätig und sammelt weiter Spenden – für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Motivation genug, auch den zweiten Teil in die Hände der Restauratorin zu geben. Bald wird die Balustrade wieder vollständig den Altarraum einfassen. Die Restaurierung ist eines der vielen großen und kleinen Projekte auf Schloss Friedenstein, die stets das Ganze im Blick haben und den Fokus auf den respektvollen Umgang mit der Substanz richten.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten