Rhythmisch aneinandergereiht, verbinden Pfeiler und Bögen die Fassaden im Schlosshof von Schloss Friedenstein optisch. In der Mitte der Bögen jeweils ein Wappenstein, der die Besitzungen und Titel bzw. die Ansprüche des Schlossbauherren – Herzog Ernst I. der Fromme – in Stein meißelt. Die umlaufenden Arkaden an Ost-, Nord- und Westflügel gehören zu den prägenden Gestaltungselementen der eher schlichten barocken Schlossfassaden. Sie stammen aus der Bauzeit des Schlosses aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Nach den langen Jahren bedürfen nun einige der Pfeiler aus statischen Gründen einer temporären Stützkonstruktion.
Im Lettenkohlensandstein, der beim Bau der rechteckigen Pfeiler zum Einsatz gekommen war, haben äußere Einflüsse und Belastungen zu Rissen und Abplatzungen an den äußeren Mauerwerksschalen geführt. Über die Jahrhunderte trat Feuchtigkeit in den Sandstein ein, Probleme im inneren Aufbau der Pfeiler und Setzungen sowie die ständigen hohen und langzeitigen Lasten führten zu den Schäden, die die Tragfähigkeit der Stützen minderten. Festgestellt wurden die Schäden durch ein Statiker-Team nach einer vorangegangenen bauwerksdiagnostischen Untersuchung. Dabei fand man auch heraus, dass im Inneren der Pfeiler verschieden große Kalk- und Sandsteine verbaut worden waren. Die Zwischenräume zwischen den Steinen wurden durch einen groben Mörtel verfüllt. Statiker betrachten solche Konglomerate skeptisch.
Im Rahmen der temporären Sicherung werden die Pfeiler mit einer Kombination aus Keilhölzern und Spanngurten fest umschnürt. Eine mit einfachen Mitteln klug ausgetüftelte Stützkonstruktion. So werden Druckkräfte erzeugt, die senkrecht und parallel zu den Pfeileroberflächen wirken. Einige Sockel müssen zudem durch paarweise angeordnete Kanthölzer verspannt mit Gewindestäben stabilisiert werden.
Die dauerhafte Sicherung der Pfeiler soll in mehreren Etappen im Rahmen der laufenden Sanierung von Schloss Friedenstein mit Herzoglichem Park mit einem Volumen von insgesamt 110 Millionen Euro erfolgen, die je zur Hälfte von Bund und Land gefördert wird. Die genauen Zeiträume für die Pfeilersanierung stehen noch nicht fest, sie werden mit den komplexen weiteren Baumaßnahmen zur Gebäudestatik koordiniert.
Anke Pennekamp für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten