Wer auf Schloss Friedenstein eine Audienz bei der Herzogin hatte, musste durch diesen Raum. Mancher Besucher ging dort beim Warten vielleicht nervös auf und ab. Das Vorzimmer der Herzogin hat vermutlich bis 1918 zu den meist begangenen Repräsentationsräumen des Schlosses gehört. Und das ist auch heute wieder so, denn das Vorzimmer der Herzogin ist ein begehrter Schauplatz von Trauungen und Teil des jährlich von zehntausenden Besuchern passierten Museumsrundgangs. Unter diesem an sich erfreulichen Begängnis hat der Parkettboden gelitten. Nun wird er restauriert.
Der Parkettbelag stammt nach den Ergebnissen der Bauforschung immerhin noch vom Ende des 18. Jahrhunderts. Einige Jahrzehnte zuvor hatte Architekt Gottfried Heinrich Krohne Pläne für die Räume von Herzogin Luise Dorothea im Stil des Rokoko geliefert. Etwas später, 1790, wurde auch das Parkett im Vorzimmer erneuert, dem Raum vor dem Audienzgemach. Es handelt sich um Tafelparkett, also vorgefertigte Tafeln mit Rahmen und Füllung, die beim Verlegen aneinandergereiht werden. Auf der Unterseite einer der Tafeln sind in einem längeren Text das Jahr des Einbaus und eine Überarbeitung 1839 vermerkt. Auch die beteiligten Handwerker sind dabei benannt. Einer der Beteiligten hatte offenbar Zeichenlust und hat sich mit skizzierten Figuren verewigt.
1839 wurden, das lesen die Baufachleute aus dem Bestand, vor allem der Untergrund erneuert und das Parkett neu aufgeschraubt. Die intensive Nutzung der letzten Jahrzehnte hat das historische Parkett stark beansprucht. Abrieb, Ausbrüche, gelöste Furnierteile und vieles mehr haben zu einer Vielzahl von Schäden geführt. Etwa die Hälfte der 124 Parketttafeln haben die Holzrestauratoren nun ausgebaut und bearbeiten sie über den Winter in ihrer Werkstatt. Die weniger schweren Fälle werden vor Ort behandelt. Maxime ist wie immer beim Restaurieren, möglichst viel originale Substanz zu erhalten und wieder zur Wirkung zu bringen. Lose Verbindungen werden gefestigt, stark abgenutzte Bereiche von unten verstärkt, Marodes ersetzt. Wichtiges Ziel neben der Stabilität ist, dass das dezente Farbspiel der unterschiedlichen Holzarten wieder zur Geltung kommt. Dafür werden beispielsweise auch über Jahrzehnte aufgetragene Bohnerwachsschichten entfernt.
Bearbeitet wird währenddessen – wie schon 1839 – auch der Untergrund des Parketts, ein roher Dielenboden. Auch er war Überlastungen ausgesetzt und wird stabilisiert und repariert, damit er das Parkett wieder zuverlässig trägt und Hohlräume nicht weitere Schäden begünstigen. Die Kosten für die Parkettrestaurierung belaufen sich auf rund 36.000 Euro. Die Kulturstiftung Gotha fördert die Maßnahme großzügig mit 29.000 Euro.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten