Als Herzog Ernst I. (1601 – 1675), genannt der Fromme, auf der Trümmerstätte der 1567 zerstörten Burg Grimmenstein das neue Schloss Friedenstein erbaute, machte er es nicht nur zu seiner Residenz, sondern auch zum Sitz wichtiger Staatsbehörden. Hier legte er den Grundstein der wissenschaftlichen Bibliothek, der Kunstsammlungen und des Archivs. Während die Kunstkammer und Bibliothek repräsentative Schauräume im Westturm erhielten, wurde für die Urkunden und Akten eigens ein „Archivgewölbe“ im Erdgeschoss in der westlichen Ecke des Nordflügels eingebaut – ein feuersicherer Ort für die Herzkammer der herzoglichen Administration. Als Arbeitsstätte für einen Archivar war die schmale an das Gewölbe angrenzende „Stube am Archiv“ bestimmt.

Zwischen 1646 und 1649 ließ Herzog Ernst I. das Archiv einrichten, er überwachte den Vorgang persönlich. Es ging schließlich um „einen solchen Schatz, welcher allem Geldwert vorzuziehen“ war. Die Dokumente, die Ernst I. zunächst in seinem Schlafgemach aufbewahrte, enthielten sämtliche kaiserlichen und königlichen Privilegien des Ernestiners, alle Akten über Städte, Ämter, Gerichte und Lehnsleute seines neuen Herzogtums sowie Urkunden der früheren Klöster und selbstständigen Herrschaften dieses Gebietes.

Den wesentlichen Teil der Archivalien bildete aber die zurückgelegte Registratur der „Geheimen Kanzlei“, die als Geschäftsstelle der obersten Regierungsbehörde, des „Geheimen Ratskollegiums“, fungierte. In den vertraulichen Sitzungen unter der Leitung des Herzogs wurden in erster Linie die Familienangelegenheiten des Herzogshauses und die Außenpolitik besprochen. Die hier gefassten Ratsbeschlüsse wurden später nach ihrem Inhalt in die betreffenden fachlichen Abteilungen des „Geheimen Archivs“ abgelegt.

Mit dem Bestandszuwachs, auch durch die später aufgelösten Zentralbehörden, wies man dem Archiv in den 1920er Jahren weitere 15 Räume in den Erdgeschossen des Nord- und Westflügels zu. Die Archivverwaltung bekam dabei drei hellere Räume im ersten Obergeschoss in der Mitte des Westflügels. Ab den 1950er Jahren baute man hier in den anliegenden Sälen größere Depots und in der Hirschgalerie den Benutzersaal aus.
Als Staatsarchiv fortgeführt, wuchsen die Bestände stetig weiter. 2015 kam es zur Umlagerung des gesamten Archivs einschließlich der Gründungsbestände in das neu errichtete Perthes-Forum. Im Rahmen der aktuellen Schlosssanierung entsteht in den früheren Archivräumen im Westflügel in den nächsten Jahren eine neue Dauerausstellung zur Geschichte Gothas, des Gothaer Landes und zu Aspekten des Deutschen Reiches.
Katja Vogel für die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha