Kamelien sind beliebte Exoten. In größter Opulenz und Vielfalt kann man sie in der Herzoglichen Orangerie Gotha erleben. Die Unterbringung der Pflanzen im nördlichen Treibhaus ist allerdings bisher nicht ideal. Engagierte nutzten deshalb die gut besuchten Führungen zur jährlichen Kamelienblüte, um für ein besonderes Spendenprojekt zu werben – ein neues Kamelienhaus. Nun ist ein Großteil der Spenden beisammen, und der Bau hat begonnen. In den ersten Wochen der Bundesgartenschau 2021 soll es bezugsfertig sein.
Das neue Kamelienhaus entsteht unmittelbar beim Nördlichen Treibhaus, in dem die Pflanzen bisher im Winter untergebracht sind. Am historischen Standort wird noch im Dezember die Baugrube ausgehoben. Im Januar folgen das Fundament und der Aufbau der Rück- und Seitenwände aus speziell vorgefertigten Betonteilen. Im März wird dann der Gewächshausbauer das Dach und die Nordfassade in einer Stahl-Glas-Konstruktion montieren.
Das neue Gewächshaus lehnt sich an historische Vorbilder an und schafft ideale Bedingungen für die aus Japan stammenden und mit dem Tee verwandten Blütensträucher. „Kamelien sind eigentlich genügsam“, sagt Parkverwalter Jens Scheffler, der das ganze Jahr über ein besonderes Auge auf die fernöstlichen Pflanzen hat. „Drei bis fünf Grad im Winter sind ausreichend, die Temperaturen sollten nur nicht zu sehr auf und ab gehen. Dazu bedienen wir uns aus dem Wissensschatz der altbewährten Gewächshausbautradition.“
Auch wenn moderne Materialien, wie Beton und Doppelverglasung zum Einsatz kommen – die Prinzipien sind über Jahrhunderte erprobt und bewährt. Drei massive Wände und die Ausrichtung nach Nordwesten puffern Temperaturschwankungen ab und schaffen ein gleichmäßiges Klima für die Pflanzen. Früher waren solche Wände aus Ziegeln gemauert, für den Neubau werden fertig angelieferte Teile aus Beton verwendet.
Außerdem wird das Haus etwa einen Meter tief in den Boden eingelassen. Das genügt in milderen Wintern schon, um die Pflanzen frostfrei zu halten, so dass die ebenfalls vorgesehene Heizung nur bei extremen Minustemperaturen eingesetzt werden muss. Auch sie wird natürlich nicht wie früher mit Holz betrieben, sondern als moderne Elektroheizung.
Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, ist dankbar für die Initiative: „Das neue Kamelienhaus ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel dafür, was bürgerschaftliches Engagement erreichen kann. Man merkt, dass alle Akteure mit dem Herzen dabei sind und dies auch in die Bevölkerung getragen haben.“
Denn der Baustart für das Kamelienhaus ist ein weiterer großer Erfolg des Fördervereins Orangerie-Freunde Gotha e.V., der mit Ausdauer für Spenden wirbt und selbst sehr aktiv ist. Hinzu kommen Spenden, die seit 2014 jedes Jahr im Rahmen der Führungen zur Kamelienblüte von dem Landtagsabgeordneten Matthias Hey, dem Kamelienfreund Gernot Harnisch und dem Parkverwalter Jens Scheffler gesammelt werden. Beteiligt hat sich auch der Mitteldeutsche Kameliengesellschaft e.V. Außerdem wurde ein großer Teil der Planungsleistungen vom Architekturbüro GKL Planer Erfurt und dem Gothaer Ingenieurbüro Axel Heuchling kostenlos erbracht. Die Firma Heinz Werner aus Aschara übernimmt das Ausheben der Baugrube kostenfrei.
Durch die freiwilligen Leistungen konnten die Gesamtkosten in Höhe von rund 250.000 Euro auf etwa 180.000 Euro begrenzt werden. Ein wesentlicher Teil davon ist dank der Spendenaktion schon beisammen. Allerdings fehlen noch 20.000 Euro, damit das Gebäude pünktlich fertiggestellt und in Betrieb genommen werden kann. Dafür bitten die Orangerie-Freunde Gotha e.V. und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten weiter um Unterstützung.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
Spendenkonto Orangerie-Freunde Gotha e.V.
DE5182 0640 3800 0008 6690
VR Bank Westthüringen