Als Ernst der Fromme Mitte des 17. Jahrhunderts in Gotha mit viel Aufwand eines der größten Residenzschlösser seiner Zeit errichten ließ, entschied er sich für eine äußerst schlichte, nahezu nüchterne Gestaltung des Außenbaus. Weder gliedernder Stuck noch pompöses Zierwerk finden sich an den ausgedehnten Fassaden. Während er mit architektonischem Prunk hinter dem Berg hielt, war ihm umso wichtiger, dass seine zahlreichen Herrschafts- und Ehrentitel dagegen deutlich zur Geltung kamen. Für jeden Besucher sichtbar ließ er an den Arkaden zu allen Seiten des Schlosshofs ein beeindruckendes Spalier plastisch ausgearbeiteter Wappensteine anbringen, die unterhalb der ansonsten eher kargen Wandflächen noch auffälliger wirken. Jeder sollte wissen, wie groß und bedeutend sein herrschaftlicher Besitz war. Unverhohlen umfasst die Aufreihung dabei etwaige Titular- wie Territorialansprüche, über die Ernst letztlich jedoch nie verfügte. Teils reichten die Ansprüche noch weit vor die folgenreiche Trennung der Wettiner in die albertinische und die ernestinische Linie im Jahr 1485 zurück.

Für die Ausführung der Wappenreliefs gewann Ernst der Fromme den aus Quedlinburg stammenden Bildhauer Samuel Steiger. Der legte sich kräftig ins Zeug und schuf um 1650, noch vor Fertigstellung des Schlosses, die geforderten Werke. Für seine Bildhauerarbeiten nutzte er den örtlichen Seeberger Sandstein, der unweit der Schlossbaustelle gebrochen wurde. Vier Reliefs wurden bereits Mitte des 18. Jahrhunderts neu geschaffen.

Ursprünglich existierten 55 Wappenreliefs. Ein Wappenstein für die Grafschaft Hohnstein befand sich an der ehemaligen unterirdischen Schlosseinfahrt des vorgelagerten Südtors – als im Zuge von Umbaumaßnahmen 1789 der Torbau weichen musste, verringerte sich die Stückzahl auf die heute gültigen 54 an den Arkaden im Schlosshof. Mit dem Anbau des Altans in der Nordostecke kam 1896 noch das Allianzwappen von Herzog Alfred und seiner Gemahlin Maria Alexandrowna von Russland hinzu. Als steinernes Memorial an diese glanzvolle Vermählung steht es aber unabhängig von den umlaufenden Herrschaftswappen.
Die Hängung erfolgte gemäß der zugeschriebenen Titel Ernsts des Frommen. Beginnend in der nordöstlichen Hofecke, dem Hauptzugang zu den ehemaligen Wohn- und Repräsentationsräumen des Herzogs, sind die Wappen entgegen dem Uhrzeigersinn angeordnet. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Hängung mehrfach Veränderungen. 2011 wurden die Wappen in die älteste bekannte Reihenfolge zurückversetzt.

Seit 1982 werden die Wappen sukzessive restauriert. Seit 2010 ermöglichte die großzügige Unterstützung engagierter Spender zudem die Herstellung der heraldischen Farbigkeit. Über eine Reinigung und Konservierung hinaus mussten aufgrund größerer Beschädigungen restauratorische Formergänzungen und teilweise Rekonstruktionen vorgenommen werden. Von den einst 54 Einzelwappen konnten bereits 26 restauriert und wieder farbig gefasst werden. Untersuchungen konnten vielfach nur vage Hinweise auf eine ursprüngliche Farbfassung nachweisen, weshalb der Schwerpunkt auf dem Konservieren des steinsichtigen Bestands liegt.
Ausführliche Informationen zu den Wappen, ihrer Bedeutung und den historischen Hintergründen gibt es jetzt unter www.thueringerschloesser.de
Fabian Just für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten