Im Mai müssen hier viele Rädchen perfekt ineinandergreifen – die Baustelle am Westflügel von Schloss Friedenstein steht kurz vor einem entscheidenden Wendepunkt mit komplizierter Logistik. Die Zimmerleute ziehen in die Südhälfte um, und mit ihnen das große Schutzdach. Dass die Nordhälfte darauf verzichten kann, dafür sorgen derzeit die Dachdecker im Eiltempo.
Zurzeit arbeiten noch beide Gewerke gleichzeitig an der Nordhälfte. Die Zimmerleute sind mit der Sanierung der eigentlichen Dachkonstruktion fertig, nun setzen Sie Dachgauben instand und bauen fehlende neu. Unterdessen haben die Dachdecker schon angefangen, das Dach mit einer Bretterschalung zu verschließen und mit Unterspannbahnen zu versehen. Diese Bahnen lassen Luft durchdringen, halten aber in gewissem Maß die Witterung ab. Das ist wichtig, denn die Belegung mit Schiefer wird dann unmittelbar im Anschluss ohne Schutzdach von statten gehen.
Das nun schon seit einem Jahr zur Schlosssilhouette gehörende Schutzdach wird Mitte Mai nach Süden versetzt. An den Voraussetzungen arbeiten schon die Gerüstbauer. Sie haben die Fassadengerüste nach Süden verlängert, so dass nun der gesamte Westflügel mit seinen mehr als 100 Metern eingerüstet ist. Davor wird dann noch eine zweite Ebene als Stützkonstruktion gestellt, damit die schwere Last des Schutzdachs auch bei Wind und Wetter sicher getragen wird. Ab dem 18. Mai soll alles soweit sein, dass die Dachsegmente per Kran nach Süden gehoben werden können.
Darunter beginnt dann nahtlos der gleiche Ablauf wie vor einem Jahr noch einmal von vorn – nur eben an der südlichen Hälfte des Dachs. Die alte Deckung wird samt Schalung abgenommen, darunter wird die gesamte Dachkonstruktion gründlich überarbeitet. Damit die Erschütterungen keinen Schaden anrichten, gibt es auch in den Innenräumen Umzugsbewegungen. Die Stützkonstruktionen, die bisher im Norden gute Dienste an den Stuckdecken geleistet haben, kommen nun im Süden wieder zum Einsatz. Ebenso die Messgeräte, mit denen Restauratoren kleinste Veränderungen aufspüren und Verluste verhindern können.
Außerhalb des Schutzdachs wird gleichzeitig die Schieferdeckung jeden Tag ein Stück weiter wachsen und damit den ersten Teilerfolg der 60-Millionen-Euro-Sanierung immer deutlicher erkennbar werden lassen.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten