Die derzeit laufenden Sanierungsmaßnahmen auf Schloss Friedenstein gehen viele Probleme grundlegend an. Vor allem im Hinblick auf Konstruktion und Statik liegt einiges im Argen. Hier liegt ein Schwerpunkt der Arbeiten, denn wichtiges Ziel ist der langfristige und nachhaltige Erhalt der Anlage. Die Schäden beruhen zum Teil auf Materialermüdung, Überlastung und Witterungseinflüssen, zum Teil handelt es sich aber auch um Korrekturen früherer Veränderungen.
Obwohl nach gegenwärtigen Maßstäben nicht immer ausreichend umfänglich konzipiert und ausgeführt, haben die Eingriffe früherer Jahrzehnte oft die Substanz über die Zeit gerettet und damit die Grundlage für heutige Maßnahmen geschaffen. In den 1950er Jahren hatte sich nach langer Vernachlässigung des Bauunterhalts nicht nur ein Sanierungsstau eingestellt, sondern Teile des Schlosses waren unmittelbar vom Verlust bedroht. Die Museumsdirektorin hielt 1960 fest: „Dem äußeren Bild des Verfalls gleicht der Zustand innen und an nicht sichtbaren Stellen.“ Die „Mittelfrage“ galt damals als „nicht lösbar“. Den ohnehin teils maroden Dächern setzten die Folgen eines Brandes am Nordflügel 1959 und der nur notdürftigen Sicherung nochmals zu, inzwischen drangen die Schäden bis in die Prunkräume vor.
So ausweglos die Lage damals schien, so kontinuierlich kam es in den folgenden Jahrzehnten zu größeren und kleineren Investitionen, oft unterstützt aus Mitteln des Instituts für Denkmalpflege der DDR. Zu ersten Dachreparaturen kam es Anfang der 1960er Jahre beispielsweise am Ostturm, in größerem Umfang dann ab 1970 am West- und Nordflügel. Damit wurde Entscheidendes zum Schutz der Substanz geleistet.
Ab den 1960er Jahren wurden Schritt für Schritt Innenräume restauriert. Schwerpunkte waren das 1968 wiedereröffnete Ekhof-Theater und die klassizistischen Räume im Westflügel, die 1980 präsentiert werden konnten. Die Fassaden, zuletzt verputzt von 1864 bis 1868, erhielten zwischen 1970 und 1983 einen fast vollständigen Neuverputz mit der bis heute vorhandenen weißen Farbfassung. Bilddokumente aus dieser Zeit gewähren nebenbei interessante Rückblicke in die Baupraxis: Wo heute das eigens statisch berechnete Metallgerüst mit Schutzdach steht, wurde damals noch klassisch mit Holzleitern, Bohlen und Stangen eingerüstet.
Viele Baumaßnahmen, darunter auch Elektro- und Heizungsinstallationen, hatten neben der wachsenden touristischen Bedeutung auch eine intensivere Nutzung im Blick. Depots und Werkstätten wurden in Bereichen untergebracht, die dafür konstruktiv nie ausgelegt waren – beispielsweise in Dachgeschossen. Das führte zu starken statischen Belastungen, deren problematische Folgen erst nach und nach zum Vorschein kamen. Gemeinsam mit den nach mehr als 300 Jahren unvermeidbaren Alterungserscheinungen stehen solche Bereiche heute im Mittelpunkt der Arbeiten. Entscheidend für die aktuellen Maßnahmen im Vergleich zum 20. Jahrhundert ist aber ein grundlegend anderer Ansatz: Wurden damals aus wirtschaftlichen Gründen vorrangig akute Mängel beseitigt, wird heute das Gesamtgefüge aus Mauerwerk, Fachwerk und Dachkonstruktion grundlegend untersucht und saniert – orientiert an der historischen Konstruktionsidee und mit langfristigem Blick auf die kommenden Generationen.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten