Am Westflügel läuft seit einigen Wochen die Dachsanierung. Unter dem Schutzdach wird gesägt und gehämmert, Stück für Stück werden Balkenteile ausgetauscht, damit die Statik des Dachstuhls wieder funktioniert. Die teilweise erheblichen Eingriffe sind nötig, unvermeidlich sind deshalb auch die Begleiterscheinungen. Erschütterungen können durch sensibles Vorgehen nur verringert, aber nicht ausgeschlossen werden – vor allem dann, wenn in die Zimmerleute in die Deckenkonstruktionen eingreifen müssen.
Dann kommen sie den historischen Raumkunstwerken manchmal auf wenige Zentimeter nah, die im zweiten Obergeschoss entlang der Weimargalerie aufgereiht sind. Besonders die Decken mit ihren empfindlichen Putzoberflächen und Stuckoramenten sind dabei in Gefahr. Sie haben zum Teil schon unter den Verformungen der vergangenen Jahrhunderte gelitten oder wurden ihnen geschickt angepasst. Auf solche langsam fortschreitenden Bewegungen kann man oft mit lokalen Festigungen und Reparaturen reagieren. Wenn nun innerhalb kurzer Zeit massiv in die Konstruktion eingegriffen wird, an der die Decken mit historischen Mitteln befestigt sind, können sie unabsehbaren Schaden nehmen.
Restauratoren haben deshalb die Schutzmaßnahmen von langer Hand vorbereitet. Schon 2018 haben sie vorhandene Risse kartiert und die Stabilität der Verbindungen zum Untergrund überprüft. Auf dieser Grundlage können sie nun Veränderungen sofort feststellen und eingreifen. Vor allem aber sind die Bereiche unter der Baustelle sorgfältig abgestützt worden. Ein dichter Wald aus Holzstützen mit weichen Auflagen sorgt dafür, dass Erschütterungen nicht zu Ablösungen und damit zu Verlusten führen.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten