Erst vor kurzem konnte das Orangehaus im Herzoglichen Park wieder für die provisorische Nutzung freigegeben werden. Vorausgegangen waren Notsicherungen am Dachstuhl, um die Decken der Innenräume zu stabilisieren. Um Gefahren an dem sanierungsbedürftigen Gebäude auszuschließen, musste nun auch in das äußere Erscheinungsbild eingegriffen werden – die Reste der barocken Sandsteinbalustrade mussten abgenommen werden.

Die Dachbalustraden gehören zu den wichtigsten Gestaltungselementen an den beiden Orangeriegebäuden. Als bedeutsame und traditionsreiche architektonische Zeichen betonen sie die herausragende Rolle, die man am Gothaer Herzogshof der Orangeriekultur beimaß. Baumeister Gottfried Heinrich Krohne verlieh damit den Mittelpavillons der Winterungsgebäude den Anschein herrschaftlicher Altane. Nicht selten bringen solche ungewöhnlichen architektonischen Lösungen bauliche Probleme mit sich.

So auch hier – Die Balustrade ist so vor das Dach gesetzt, dass nicht wie an den übrigen Dachflächen eine Traufe ausgebildet werden konnte. Die Entwässerung des Dachs ist in solchen Fällen oft problematisch und führte langfristig zu Schäden. Am zu zwei Dritteln sanierten Lorbeerhaus ist das bereits behoben. Ein Teil der Balustrade am Orangenhaus dagegen fehlt schon seit längerer Zeit. Die eigentlichen Schmuckbalustraden mussten schon vor mehr als 20 Jahren abgebaut und eingelagert werden. Nun folgten ihnen auch die Pfeiler. Bislang als standsicher eingeschätzt, hatten sie sich nach Einschätzung der Statiker inzwischen zu potentiellen Gefahrenquellen entwickelt.

Bei der vorgesehenen Sanierung des Orangenhauses werden die Balustraden restauriert und wieder aufgesetzt. Sie bestehen aus Seeberger Sandstein, einem unweit von Gotha gewonnenen und in der Region häufig eingesetzten Baumaterial. So exponiert eingesetzt wie auf dem Dachgesims des Orangenhauses, bedarf es besonderer konservatorischer Zuwendung, um seine rein ästhetische Funktion langfristig erfüllen zu können.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten