Wer schon einmal bei Wind gezeltet hat, kann die Herausforderung für die Gerüstbauer auf Schloss Friedenstein erahnen. Die Hälfte des 100 Meter langen Westflügels ist eingerüstet, nun hat wiederum die Hälfte davon ein Schutzdach erhalten. Darunter wird in Abschnitten das Dach saniert. Die Gerüstkonstruktion muss nicht nur die Baustelle vor Nässe schützen, sondern sie muss auch selbst enormen Belastungen standhalten.
Der Wind wird mit zum Teil gewaltigen Kräften unter die rund 500 Quadratmeter große Dachfläche fahren und daran zausen, denn schließlich thront das Schloss ohne jeden Windschutz über der Stadt. Und im Winter muss das Dach Schneelasten tragen können. Klar, dass man da nicht leichtfertig loslegen kann. Das Gerüst an den beiden Außenwänden wurde statisch kalkuliert und als sogenanntes Raumgerüst ausgebildet. Das einfache Gerüst musste im Bereich des Schutzdachs um eine zweite Ebene mit Querverstrebungen verstärkt werden. Erst so ist es stabil genug, um etwa bei Sturm dem Druck der Dachfläche nicht nachzugeben und wegzuknicken.
Auf das Raumgerüst wurden nun in einer spektakulären Aktion die vorgefertigten Dachelemente gesetzt. Sie bestehen aus stählernen Fachwerkträgern, die mit Blechplatten belegt sind. Sechs solche Elemente hob der Kran auf das Gerüst. Nachdem sie fixiert waren, konnten die dazwischen frei gelassenen Lücken ebenfalls mit Platten bedeckt werden.
Unter dem Schutzdach beginnt nun die Dachsanierung. Die Schieferdeckung und die Schalung werden abgenommen, dann beginnt Balken für Balken die Sanierungsarbeit der Zimmerleuchte auf Grundlage der detaillierten Untersuchungen. Wenn der überdeckte Abschnitt fertiggestellt ist, wird das Schutzdach schrittweise nach Süden verschoben, bis die Baustelle am Westturm angekommen ist.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten