Auch abseits des ersten großen Teilprojekts im Rahmen der Sanierung von Schloss Friedenstein, dem gewaltigen Dach des Westflügels, wird auf Schloss Friedenstein ständig gearbeitet. Immer wieder gibt es kleinere Restaurierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen. Im Unterschied zum Dachstuhl, der ab April für längere Zeit unter einem Schutzdach verschwinden wird, können die Erfolge dann oft sofort bewundert werden. Jüngstes Resultat ist die Restaurierung des Kronleuchters im Audienzgemach der Herzogin in der barocken Raumfolge des Nordflügels. Er ist dieser Tage an seinen Platz zurückgekehrt .
Wolfgang Schwarze und sein Team haben das filigrane Stück zuvor in ihrer Werkstatt gründlich aufgearbeitet. Was dem ungeübten Auge bestenfalls auf den zweiten Blick auffällt, hielt der Spezialist für historische Leuchten vorher auf einer langen Schadensliste fest. Neben einer desolaten Elektrik waren die Oberflächen beschädigt und eingerissen, es fehlten Teile der mehrfach verzweigten Leuchterarme. Und ebenso wichtig für den Gesamteindruck: „Der Behang war unsortiert und unvollständig, der Kleinsteinbehang fehlte fast komplett.“
Also wurde der Leuchter abtransportiert und in die Kur genommen. Die Metallteile wurden repariert und die Oberflächen wieder zum Glänzen gebracht. Dann erhielt das Gestell eine neue Elektroinstallation mit modernen LED-Leuchten. Parallel lief schon eine Arbeit, die besondere Konzentration und vor allem Geduld erfordert: das Sortieren und Reinigen des Behangs. Stück für Stück mussten die mit dünnen Drähten am Leuchter aufgehängten kleineren und größeren Glasteile abgenommen, gereinigt und poliert werden.
Beim Rücktransport ist die Arbeit mit dem Anhängen des Leuchters an der Decke nicht getan. An seiner Aufhängung baumelt das Prachtstück zunächst auf bequemer Arbeitshöhe. Erst dann wird nämlich ein großer Teil des Behangs wieder angekettelt, also mit neuen Drahtstückchen befestigt. Die Wirkung belohnt für die Mühe: Der im 19. Jahrhundert aus Italien importierte Leuchter funkelt wieder im Licht, das sich im aufwendigen Prismenschliff seines Glasbehangs bricht.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten