Wo Restauratoren arbeiten, gibt es immer Entdeckungen – selbst dann, wenn sie eigentlich vorrangig baubegleitend Räume sichern und Zustände überwachen. Manchmal verwenden sie dabei Methoden, die eher an einen OP-Saal erinnern. So können sie Dinge untersuchen, die vielleicht jahrhundertelang niemand zu Gesicht bekommen hat.

Im Westflügel von Schloss Friedenstein haben Fachleute in den vergangenen Monaten Decken und Wände der aufwendig ausgestatteten Räume im zweiten Obergeschoss untersucht, Oberflächen dokumentiert und Risse kartiert. Unmittelbar darüber wird bald der Dachstuhl saniert, Erschütterungen und statische Bewegungen sind dabei unvermeidlich. Für die Restauratoren, die dann für wirkungsvolle und zugleich behutsame Abstützungen sorgen müssen, ist es wichtig, die Decken genau zu kennen. Meist kann man sie von oben anschauen, wenn man die Bodendielen im Dachgeschoss anhebt.

Nur in einem Fall reichte das nicht: Das Laubenzimmer erhielt um nach 1804 ein eingezogenes Gewölbe. Durch seine Bemalung erweckt es den Eindruck einer blumenberankten Laube – daher der Name. Dass es zwischen dem Gewölbe und der eigentlichen flachen Raumdecke einen Hohlraum geben muss, lag auf der Hand. Um das Gewölbe vor Schäden schützen zu können, mussten die Restauratoren die Konstruktion genauer kennenlernen. Im Dachgeschoss sägten sie an passender Stelle ein Loch in den Boden und arbeiteten sich vorsichtig durch den Deckenputz.

Als sie dann mit der Kamera durch die Öffnung lugten, konnten sie nicht nur die gewünschten statischen Beobachtungen machen, sondern fanden auch noch eine Farbfassung vor. „Eigentlich wollten wir nur wissen, ob das Gewölbe statisch mit der Flachdecke verbunden ist. Dass noch eine bemalte Decke gefunden wurde, war eine Überraschung“, sagt Roland Sommer von der Firma ProDenkmal, die im Auftrag der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für die restauratorische Betreuung des Sanierungsbereichs sorgt.

Die Untersuchung eröffnete einzigartige baugeschichtliche Details. Die Farbfassung wurde seit dem Einbau des Gewölbes nicht mehr durch Übermalungen und Restaurierungen verändert. Sie ermöglicht deshalb einen unverfälschten Einblick in die Gestaltung des Raums vor seinem Umbau, aber auch in die damals verwendete Farbtechnologie. An frei zugänglichen Oberflächen ist eine solche Situation fast nie zu finden. Nicht weniger spannend sind die Erkenntnisse zum Gewölbe selbst. Beim Verputzen der hölzernen Gewölbekonstruktion für die florale Bemalung warf man den Mörtel offenbar mit kräftigem Schwung gegen die Oberfläche, so dass er gegen die alte Raumdecke spitzte – wo er bis heute kleben blieb.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten