„Wenn es im Rahmen des großen Sanierungsprojekts die Möglichkeit zur Restaurierung von Innenräumen gibt, ist das Musikzimmer einer der bedürftigsten Kandidaten“, fasst Gydha Metzner den vor ihr liegenden Bericht zusammen. Gerade hat die Restaurierungsreferentin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten den Raum im Westflügel von Schloss Friedenstein untersuchen lassen. Wie in allen Räumen des zweiten Obergeschosses musste der Zustand dokumentiert werden, damit bei der anstehenden Dachsanierung schnell auf Veränderungen reagiert werden kann.

Beim Musikzimmer gingen die Untersuchungen noch etwas weiter. Man muss kein Restaurator sein, um hier den besonders schlechten Zustand wahrzunehmen. Wenn es darum geht, Ursachen zu ermitteln und die richtigen Methoden und Technologien für die Wiederherstellung zu empfehlen, ist aber doch der Sachverstand von Fachleuten gefragt.
Die haben sich vor allem mit dem Aufbau und dem Zustand der Oberflächen beschäftigt und einen ziemlich geschundenen Patienten vorgefunden. Viele der Schäden sind dabei gar nicht durch die labile Statik verursacht. Zum Beispiel haben sich frühere Generationen zum Teil so an den Stuckornamenten zu schaffen gemacht, dass es langfristig eher Verschlechterungen nach sich gezogen hat. Auch die in 200 Jahren angesammelten übereinander liegenden Farbfassungen haben der Raumwirkung nicht gut getan. Manchmal sind dabei Bindemittel zum Einsatz gekommen, die für Stuck ungeeignet sind. Außerdem hat das mehrfache Überstreichen den fein gezogenen Stuck verunklärt und ihm eine teigige Wirkung verliehen. Wenn dann noch wie im Musikzimmer die unter unterschiedlicher Spannung stehenden Farbschichten reißen und abblättern, hilft am Ende nur noch das zeitaufwendige Entfernen der jüngeren Farbschichten. Nur so kann nicht nur die Farbigkeit, sondern auch die plastische Wirkung des Stucks wieder zu Geltung kommen. Der lebt nämlich vom Zusammenspiel scharfer und Weicher Kanten und von der dadurch hervorgerufenen Vielfalt der Schatten. Das ist aber noch Zukunftsmusik.

„Erst einmal muss der Raum in seinem gegenwärtigen Zustand die darüber stattfindende Sanierung unbeschadet überstehen“, erläutert Gydha Metzner. Wichtige Voraussetzung dafür ist, wie in allen Räumen, die Kartierung von Rissen. Wenn Restauratoren sie auf Plänen einzeichnen, zeigt sich oft ein bizarres Bild. Die Ursachen dafür sind umso ernster zu nehmen: Die Raumfolge liegt direkt unter der lange Zeit überlasteten und aufgrund von Eingriffen schwächelnden Konstruktion des Dachgeschosses. Die Verformungen an Dachstuhl und Decken haben an den kunstvollgestalteten Oberflächen deutliche Spuren hinterlassen. Risse durchziehen vor allem die Stuckdecken, die an den im Dachstuhl aufgehängten Deckenbalken befestigt sind – im Musikzimmer besonders eindrucksvoll. Hier sieht man, wie die Decken unter der statischen Belastung buchstäblich ächzen. Bei der Sanierung werden weitere Erschütterungen nicht ausbleiben. Deshalb muss an den Decken regelmäßig kontrolliert werden, ob weitere Schäden oder gar Verluste drohen. Stützkonstruktionen sollen diese Gefahr so weit wie möglich eindämmen.
Franz Nagel für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten